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Joshua

 

Nebelland

                                               

 

 

 

 

Nebelland

Im Winter ist meine Geliebte

unter den Tieren des Waldes.

Daß ich vor Morgen zurück muß,

weiß die Füchsin und lacht.

Wie die Wolken erzittern! Und mir

auf den Schneekragen fällt

eine Lage von brüchigem Eis.

 

Im Winter ist meine Geliebte

ein Baum unter Bäumen und lädt

die glückverlassenen Krähen

ein in ihr schönes Geäst. Sie weiß,

daß der Wind wenn es dämmert,

ihr starres mit Reif besetztes

Abendkleid hebt und mich heimjagt.

 

Im Winter ist meine Geliebte

unter den Fischen und stumm.

Hörig den Wassern, die den Strich

ihrer Flossen von innen bewegt,

steh ich am Ufer und seh,

bis mich Schollen vertreiben,

wie sie taucht und sich wendet.

 

Und wieder vom Jagdruf des Vogels

getroffen, der seine Schwingen

über mir streift, stürz ich

auf offenem Feld: sie entfiedert

die Hühner und wirft mir ein weißes

Schlüßelbein zu. Ich nehm's um den Hals

und geh fort durch den bitteren Flaum.

 

Treulos ist  meine Geliebte,

ich weiß, sie schwebt manchmal

auf hohen Schuh'n nach der Stadt,

sie küßt in den Bars mit dem Strohhalm

die Gläser tief auf den Mund,

und es kommen ihr Worte für alle.

Doch diese Sprache versteh ich nicht.

 

Nebelland hab ich gesehen,

Nebelherz hab ich gegessen.

 

 

Ingeborg Bachmann

 

 

 

 

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